Vermutlich eine der am besten umgesetzten Maßnahmen, die Zahl der Individualflüge zu begrenzen, sind die unhaltbaren Zustände, denen man ausgeliefert ist, wenn man eine beliebige Flugverbindung buchen möchte. Es ist auch ein schönes Fallbeispiel für die Ausprägungen von frei laufendem Kapitalismus.
Die Erwartungshaltung einer schlichten zentralen Übersicht zu allen Flügen mit Preisen traut man sich ja gar nicht erst zu haben. Metasuchen bei Drittanbieterseiten auf Flugvergleichsportalen sind das Mittel der Wahl mit dem sich alle arrangieren müssen. Jede Seite versucht ihren Klickverlauf so zu optimieren, dass er so weit wie möglich mit Monetarisierungsfallen gespickt, aber gerade noch so erträglich ist. Die Navigation um unerwünschte Extras, Abos, Newsletter, Premiumkonten und sonstige Klickfallen herum ist hier etwas anspruchsvoller als im normalen Surfmodus. Hinzu kommen – außerhalb der EU – nicht-abwählbare Einwilligungserklärungen zur Weitervergabe von Telefonnummer, Mailadresse und Reisepass-Details für Werbung und “Sonstiges”. Extrapunkte gibt es, wenn man die Seite so gestaltet, dass sie abstürzt, wenn man eine nicht erforderliche Option abwählt. Der Aufschlag einer massiven Gebühr für die “Zahlungsabwicklung” im letzten von 13 Schritten, wenn man nicht den fragwürdigen plattformeigenen Zahlungsdienst verwendet ist auch eine branchenübliche, bewährte Verfahrensweise. Darauf war ich also eingestellt.
Da ich nur nach Direktflügen suche, blieb mir das nächste Komplexitätslevel bis zur Buchung meines Flugs nach Colombo erspart. Diese erklärte sich erst in ihrer Bestätigungsmail. Offenbar hat eine Zwischenfirma den Umstand ausgenutzt, dass Verbindungsflüge teilweise günstiger sind als Direktflüge. Sie informierte mich, dass ich eine Zweite Verbindung nach Kuala Lumpur mitgebucht habe, aber den zweiten Teil der Reise einfach nicht antreten solle. Im übrigen sage ich der Fluglinie davon besser nichts, weil sie das nicht gerne sieht. An Dokumenten soll ich gegenüber der Fluglinie alles vorweisen, was ich für den zweiten Flug bräuchte, da ich sonst nicht an Bord gelassen werde. Reingefallen. Nagut.
Ich habe bis zum einchecken keine Information dazu, wann der zweite Flug stattfinden soll. Ich fühlte mich aber schlecht einen Leerplatz gebucht zu haben, der auch noch in meine etwas später geplante Himmelsrichtung ging. Da zur Zeit in Sri Lanka auch noch massive politische Unruhen herrschen und ich nicht den Katastrophentouristen spielen wollte, entschied ich mich am Reisetag einfach den Anschlussflug zu nehmen.
Mein Zwischenhalt in Colombo dauerte dann nur drei Stunden, in denen ich sehr günstig essen und Postkarten abschicken konnte. Kapitalistischer Trick 17: Falls ihr vorhabt, eine Großlieferung Postkarten zu versenden, könnte sich ein Flug nach Colombo lohnen. Die Marke für eine einzelne Karte kostete umgerechnet 16 cent und kam sowohl Deutschland als auch in Russland an.

Malaysia und ich wurden leider nicht so recht warm miteinander. Das lag hauptsächlich an der Abwesenheit von Fußwegen und einem verständlichen System für öffentlichen Nahverkehr. Ich bin zwei halbe Tage in Kuala Lumpur und nehme dann den Bus in Richtung Singapur, weil dort ein Drehkreuz für den internationalen Flugverkehr ist, dem ich mich offenbar jetzt unterworfen habe.
Lex
Das mit der Großlieferung Postkarten aus Colombo lohnt sich erschreckend schnell. Ein Hin- und Zurückflug Berlin-Colombo scheint minimum zur Zeit etwa 730€ zu kosten (in den Sommerferien teurer), nehmen wir noch 20% gemeine Gebühren in Schritt 13 an und dass man es schafft, im Buchungsprozess keine Abos abzuschließen. Dann sind es 876€. Das lohnt sich schon ab 1623 Postkarten! Ökologisch bestimmt fast so vertretbar wie Bitcoins! Und Arbeitszeit ist ja quasi auch nichts mehr wert.
Wer rechnet aus, ob 1623 Postkarten ins Handgepäck passen?