Baikal

| 3

Der Baikalsee war landschaftlich der bisherige Höhepunkt meiner Reise. Auf dem Weg dorthin war durch die Fenster nicht so viel auszumachen, da diese nach spätestens einer Minute beschlagen und eingeeist sind. Um auf die größte Insel Olchon zu kommen, wird man in Luftkissenfahrzeuge gesteckt und ein paar hundert meter bis ans gegenüberliegende Ufer befördert. Das ginge eigentlich auch mit den Bussen, aber eventuell ist es bei Neueis sicherer und dann hat man die Maschine eben. Außerdem kann man so einmal extra kassieren. In jedem Fall ist die Eisfläche auf der vielfach befahrenen Strecke sehr klar und man kann schonmal in die Tiefe blicken.

Eis am Ufer

Image 1 of 5

Weiter zu meiner Unterkunft geht es über eine recht holprige Straße mit einem der altbewährten russischen Kleinbusse, die hier überall fahren. Ich vermute mehrere Gründe für deren Verbreitung: Sie waren halt noch da. Sowjettechnik lässt sich immer wieder reparieren, insbesondere, wenn man einige andere Fahrzeuge zum ausschlachten da hat. Aber wahrscheinlich am wichtigsten ist, dass sie ohne zögern bei -30°C einen Kaltstart hinlegen. Ich habe das bezeugen können, frage mich aber wirklich, wie das eigentlich geht.

Unser Bus

Image 1 of 5

Leider hatte ich nur einen vollständigen Tag auf der Insel, weil mein Visum mahnend auf sein Ablaufdatum hinwies. Ich ließ mich zu einer Tour überreden, die mehrere Punkte um die Insel abklappert und war zu Beginn erstmal leicht enttäuscht, weil wir mit dem Bus Stationen abfuhren, die ich auch einfach fußläufig besucht hätte. Außerdem waren wir Teil einer ganzen Meute von Kleinbussen, die zusammen übers Eis fuhr und dann im Pulk an Attraktionen zum Fotos schießen abgeladen wurde. Unser Fahrer hat ein sehr freundliches Gesicht. Leider bleiben seine auf russisch kommunizierten und mit interressierten “Ahs” und “Ohos” kommentierten Geschichten für mich unverständlich.

Zum Pech für unseren Fahrer, aber zum Glück für uns wird ein Platten, der uns eine knappe halbe Stunde länger am Ort verweilen lässt, dafür aber zeitlich aus der Masse manövriert. Das Ersatzrad klemmt unterm Bus.

An einer weiteren Station gibt es dann Mittagessen. Irgendwo im magischen Busstauraum versteckt werden Kessel und Dreibein hervorgeholt und über ein Lagerfeuer gestellt. Außerdem Klapptisch, Thermoskanne, Besteck und Geschirr. Es gibt meine erste und einzige Tiermahlzeit Russlands: Fischsuppe. Die Fische wurden wohl eisgeangelt und dreigeteilt mit Gräten in eine Gemüsebrühe geworfen. Dazu gibt es Tee, Brot und Kekse, die selbst gebacken aussehen.

Wir fahren weiter über das Eis und machen gelegentlich Halt an großen und kleinen Felsen. In deren Nähe wird der glatte Boden von gestapelten Eisschollen abgelöst. An den meisten Stellen liegt Schnee. Gegen April ist der gesamte See wohl glatt gefroren, weil es oben immer wieder antaut. Man kann dann einmal um die Insel Schlittschuh fahren.

Das Eis ist extrem klar und würde sich vorzüglich für Getränkewerbung jeglicher Art eignen. Unter höchster Erfrierungsgefahr ziehe ich kurz beide Handschuhe für folgende Fotos aus.

Eishand

Image 1 of 2

Zu sehen gibt es insgesamt einfach viel Eis, Schnee, Fläche und Felsen. Kleine Abwechslung:

Pfotenabdruck

Image 1 of 5

An meine Lieblingsstation gelangten wir nach einer langen Fahrt einfach weit raus auf’s Eis. Hier sind wir kilometerweit von allen anderen entfernt. Der Wind hat an einigen Stellen kleinere und größere Flächen vom Schnee befreit und man kann nach unten gucken. An anderen Stellen sind dünne äolisch geformte Schneemuster auf dem Eis. Der Ort ist unwirklich.

Ein Abendspaziergang durch die Stadt brachte mich auch zum Sonnenuntergang an den See.

Haus am See

Image 1 of 12

Da die Bilder für sich sprechen, spare ich mir mal die Textarbeit 🙂

Baum am See

Image 1 of 6

PS: Das Zwiebelsystem heißt in Russland Kohlsystem. Falls ihr euch fragt, wie man einen Tag lang bei -30°C draußen nicht friert – so:

3 Responses

  1. Robin

    Moinsi!!
    schön von dir zu lesen! Bei diesen hovercraft Luftkissenfähren fragte ich mich, wie werden die wohl angetrieben?
    gaaanz liebe Grüßee!!

    • bru

      hey, schön auch von dir zu lesen! es gab laut brummende verbrennungsmotorgeräusche. wie daraus am ende das gemütliche luftkissen entsteht, wüsste ich auch gern 🙂

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *