Kathmandu

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Nach Landung in Kathmandu und Begleichung der Einreisegebühr, auch “Visum”, wird man direkt ins Chaos geworfen. Die Hupe schallt beim Überholen, vor der Kreuzung, vor der Kurve, im Stau und beim normalen Fahren. Sie ersetzt damit elegant Vorfahrtsregeln, Fahrspuren und teilweise Abblendlicht in einem. Statt Ampeln gibt es an größeren Kreuzungen ordnende Polizisten (alles Männer), die in der Regel ignoriert werden. Am Flughafen selbst steht eine größere Ansammlung von ihnen, die ihre Pfeifen so benutzen, wie Motorräder ihre Hupen. Die Szene hat etwas komisches. Speziell die unlustige Art Komik einer deutschen Sketchszene aus den 90ern.

Einkaufsstraße

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Faustregel ist, dass man den ersten Taxifahrer (auch alles Männer) mit den eigenen Preisvorstellungen beleidigen muss, um dann zum nächsten zu gehen. Entweder lenkt Nummer eins ein oder beide streiten sich um die Fahrgelegenheit, die dann nur noch doppelt so teuer ist, wie für Nepalis. Überhaupt kann man ohne schlechtes Gewissen beim Feilschen den Faktor zehn nach unten ansetzen. Das alles weiß ich bei meiner Ankunft natürlich nicht und werde zusammen mit anderen Touristen als Fahrgemeinschaft abgezogen – immerhin ohne, dass sich das im Reisebudget bemerkbar macht.

Blick vom Hostel

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Kathmandu ist ein Lehrbuchbeispiel für Smogbildung in einem Talkessel ohne durchwehenden Wind und mit einer ganzen Sammlung rauchbildender Maßnahmen. Es gibt keine Fußgehwege oder -zonen. Alles fährt überall und rußt im Durchschnitt erstaunlich stark aus den Auspuffen. Die örtliche Müllentsorgung besteht aus dem Verbrennen zu groß gewordener Müllhaufen. Tote werden auch zeremoniell auf einer kleinen Empore in Freilufttempeln verbrannt. Falls irgendwo noch frische Luft übrig sein sollte, wird mit Räucherstäbchen nachgebessert.

Überblick

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Ich finde die Stadt spannend und mein Hostel ist ein guter Rückzugsort. Trotzdem lässt mich meine versnobte Lunge recht schnell aus der Stadt fliehen.

Mein einziger Ausflug in Kathmandu geht zum Affentempel mit Blick über die Stadt. Ich erklimme den Hügel dorthin mit Sonnenbrille gegen die Blicke von Verkäufern, FFP2-Maske gegen die Luft und Ohropax gegen das Hupen. Danach nehme ich den Lokalminibus zur zweitgrößten Stadt Pokhara. Zwölf Stunden für 140 km auf entsprechenden Straßen und bei höchst benzinsparender Maximalbesetzung des Gefährts. Mit angemessener Einstellung ist das alles eigentlich ziemlich spaßig. Die Menschen sind sehr freundlich und auf der Fahrt kommt man in jedem Fall ins Gespräch.

Tempelhauptanlage

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Affentempelnamensgeber

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2 Responses

  1. Heike

    Ich wünsche noch eine schöne Reise, viele tolle Erfahrungen. Bin immer ganz gespannt auf neue Beiträge, die stets spannend und interessant geschrieben sind. Lg

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