St. Petersburg

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Von Finnland nach Russland zu kommen war nicht so leicht. Das Visum durfte nicht mehr als drei Monate im Voraus beantragt werden – ausschließlich im Heimatland. Bearbeitungszeit ein Monat. Mein biometrisches Passbild wurde nicht akzeptiert, da es nicht im Reisejahr aufgenommen wurde. Mit viel Papierkram, inklusive Einladung durch Briefkastenfirma und Aufpreis für “Expressbehandlung”, bekam ich meinen Wisch im Pass. Leider war das kein Freibrief. Es gibt vier Wege, um mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Helsinki nach St. Petersburg zu kommen. Bahn, Bus, Fähre und Flugzeug. Die drei akzeptablen Wege fallen für Menschen, die nicht finnische oder russische Staatbürger sind, leider gerade weg. Eine Begründung gibt es nicht. Ich vermute, es hat ähnliche Gründe wie die Impfnachweise. Die EU möchte keine russischen Vakzine anerkennen und daher macht es Russland genauso (für die Einreise musste also noch eine PCR her). Um den Grenzverkehr aus Prinzip einfach noch etwas zu erschweren, sind Land und Seewege eingeschränkt. Folglich:

Im Flughafen Helsinki verlor ich leider meine Häkelmütze. Vor Sibirien muss ich sie also noch ersetzen. Die Grenzbeamte blickte mich streng an, sagte aber nichts. Sie gab mir zu verstehen, dass ich ein Papier zu unterschreiben hätte und danach war ich im Land.

Mein Versuch vom Flughafen in St. Petersburg die Metro zu nehmen scheiterte daran, dass die Flughafen-Metro-Station mehrere Kilometer vom Flughafen entfernt ist und außerdem inmitten eines Autobahnkreuzes. Ein Fußweg war nirgends zu finden, da er entweder eingeschneit oder nicht vorhanden war. Busse fuhren nicht. Ich gebe also auf und lasse mich von einem lokalen Taxifahrer (Sergei) chauffieren, der mich für 10€ zur Metro fährt und immerhin für meine letzten 20€ Rückgeld in Rubel ausgibt. Das alles klappt nur mit dem Zeige-Wörterbuch (danke Anya).

Die Metro kostet umgerechnet nur cent-Beträge und hat sehr schöne Stationen. In der Stadt brauchte ich sie aber nicht, weil für mich alles fußläufig erreichbar ist.

♥ OpenStreetMap Contributors

Fußläufige Erreichungen waren eigentlich auch alles was mich in St. Petersburg erwartete. Das Straßenbild war schon spannend genug. Auch war der Weg über die Fußwege immer ein kleines Abenteuer. Es schneite sehr viel und die Fußwege werden offenbar nicht geräumt. Zudem muss man sich vor Dachlawinen in acht nehmen. In die Auferstehungskirche wollte ich gern gehen. Leider ging das nur mit russischem QR-Code für eine Impfung, welche für Ausländer schlicht nicht zu haben ist. Hier hätte nicht mal eine PCR geholfen. Schade. Dafür bin ich in genügend andere Kirchen gegangen.

Vegetarisch essen geht hier übrigens doch ganz einfach. Die tiefgekühlten Pelmeni mit Kartoffeln und Pilzen sind mittlerweile mein Grundnahrungmittel. Es gibt jetzt mehr Pfifferlinge, Beeren, Sanddorn, Petersilie, Kohl und Tee auf meinem Speiseplan als üblich. Insgesamt also nicht das befürchtete Drama.

Auferstehungskirche

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Die größte fußläufige Erreichung in St. Petersburg war natürlich die Eremitage. Zum Glück war meine PCR aus Finnland noch gültig. Die Eremitage ist so absurd überladen mit sehens- und fotografierwürdigen Dingen, dass ich mich schnell eingrenzen musste, um nicht einfach ein weiteres Archiv des Ortes aufzubauen. Um es dort etwas genießen zu können, habe ich mich also nach ein paar Zimmern darauf beschränkt, ausschließlich angeschaltete Kronleuchter direkt von unten zu fotografieren. Ich hab ein bisschen rumgespielt und 36 davon zu einer Collage geskriptet.

01 Eremitage außen

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In meinem Hostel in St. Petersburg (Rätsel für Alex und bru: Wo ist es?) lernte ich dann noch eine Maria kennen, die mir kurz vor ihrer Abfahrt anbot, bei ihr und ihrem Mann in Moskau zu wohnen \o/. Wie das lief, tippe ich hoffentlich demnächst hier rein.

PS: Mit der Galleriefunktion kann ich jetzt ganz OK leben. Es ist nicht ganz, was ich mir vorgestellt habe, aber es war umsetzbar 🙂

6 Responses

  1. Anta

    Der Sonntag ist gerettet: 10 Uhr – Telefonat mit Sonneberg und dann
    St. Petersburg mit deinen Augen. Danke!

  2. Heike

    Hallo lieber Christian,
    ich bin beeindruckt, begeistert, freue mich für dich. Tolle Fotos.
    Kronleuchter so zu arrangieren, habe erst auf den zweiten Blick (nach Text lesen) erkannt, worum es sich handelt. Ich habe die Erimitage nur von draußen gesehen. Aber immerhin.
    Ich wünsche dir schöne Erlebnisse, bleibende Eindrücke.
    (mit Mütze) Gute Reise!!!!
    Heike

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